2. Was ist mein ganzes Wesen / von meiner Jugend an / als Müh
und Not gewesen? / Solang ich denken kann, / hab ich so manchen
Morgen, / so manche liebe Nacht / mit Kummer und mit Sorgen / des
Herzens zugebracht.
3. Mich hat auf meinen Wegen / manch harter Sturm erschreckt; /
Blitz, Donner, Wind und Regen / hat mir manch Angst erweckt; Verfolgung,
Hass und Neiden, / ob ich’s gleich nicht verschuld’t,
/ hab ich doch müssen leiden / und tragen mit Geduld.
4. So ging’s den lieben Alten*, an deren Fuß und Pfad
/ wir uns noch täglich halten, / wenn’s fehlt am guten
Rat; / sie zogen hin und wieder, ihr Kreuz war immer groß,
/ bis dass der Tod sie nieder / legt in des Grabes Schoß.
*Glaubenszeugen
5. Wie manche schwere Bürde / trug Isaak, sein Sohn! Und Jakob,
dessen Würde / stieg bis zum Himmelsthron, / wie musste der
sich plagen, / in was für Weh und Schmerz, / in was für
Furcht und Zagen / sank oft sein armes Herz!
6. Die frommen heilgen Seelen, / die gingen fort und fort / und
änderten mit Quälen / den erstbewohnten Ort; / sie zogen
hin und wieder, / ihr Kreuz war immer groß, / bis dass der
Tod sie nieder / legt in des Grabes Schoß.
7. Ich habe mich ergeben / in gleiches Glück und Leid; / was
will ich besser leben / als solche großen Leut? / Es muss
ja durchgedrungen, / es muss gelitten sein; / wer nicht hat wohl
gerungen, / geht nicht zur Freud hinein.
8. So will ich zwar nun treiben / mein Leben durch die Welt, /
doch denk ich nicht zu bleiben / in diesem fremden Zelt. / ich wandre
meine Straße, / die zu der Heimat führt, / da mich ohn
alle Maße / mein Vater trösten wird.
9. Mein Heimat ist dort droben, / da aller Engel Schar / den großen
Herrscher loben, / der alles ganz und gar / in seinen Händen
träget / und für und für erhält, / auch alles
hebt und leget, / wie es ihm wohlgefällt.
10. Zu dem steht mein Verlangen, / da wollt ich gerne hin; / die
Welt bin ich durchgangen, / dass ich’s fast müde bin.
/ Je länger ich hier walle, / je wen’ger find ich Freud,
/ die meinem Geist gefalle; / das meist ist Herzeleid.
11. Die Herberg ist zu böse, / der Trübsal ist zu viel.
/ Ach komm, mein Gott, und löse / mein Herz, wenn dein Herz
will; / komm, mach ein seligs Ende / an meiner Wanderschaft, / und
was mich kränkt, das wende / durch deinen Arm und Kraft.
12. Wo ich bisher gesessen, / ist nicht mein rechtes Haus. / Wenn
mein Ziel ausgemessen, / so tret ich dann hinaus; / und was ich
hier gebrauchet, / das leg ich alles ab, / und wenn ich ausgehauchet,
/ so scharrt man mich ins Grab.
13. Du aber, meine Freude, / du meines Lebens Licht, / du ziehst
mich, wenn ich scheide, / hin vor dein Angesicht / ins Haus der
ewgen Wonne, / da ich stets freudenvoll / gleich wie die helle Sonne
/ mit andern leuchten soll.
14. Da will ich immer wohnen / - und nicht nur als ein Gast - /
bei denen, die mit Kronen / du ausgeschmücket hast; / da will
ich herrlich singen / von deinem großen Tun / und frei von
schnöden Dingen / in meinem Erbteil ruhn.
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