21. Schönberger Musiksommer: 04.9.2007 <zurück>
"Ich bin ein Gast auf Erden" Paul Gerhard Liederabend

... ich bin ein Gast auf Erden ...


 

2. Was ist mein ganzes Wesen / von meiner Jugend an / als Müh und Not gewesen? / Solang ich denken kann, / hab ich so manchen Morgen, / so manche liebe Nacht / mit Kummer und mit Sorgen / des Herzens zugebracht.

3. Mich hat auf meinen Wegen / manch harter Sturm erschreckt; / Blitz, Donner, Wind und Regen / hat mir manch Angst erweckt; Verfolgung, Hass und Neiden, / ob ich’s gleich nicht verschuld’t, / hab ich doch müssen leiden / und tragen mit Geduld.

4. So ging’s den lieben Alten*, an deren Fuß und Pfad / wir uns noch täglich halten, / wenn’s fehlt am guten Rat; / sie zogen hin und wieder, ihr Kreuz war immer groß, / bis dass der Tod sie nieder / legt in des Grabes Schoß. *Glaubenszeugen

5. Wie manche schwere Bürde / trug Isaak, sein Sohn! Und Jakob, dessen Würde / stieg bis zum Himmelsthron, / wie musste der sich plagen, / in was für Weh und Schmerz, / in was für Furcht und Zagen / sank oft sein armes Herz!

6. Die frommen heilgen Seelen, / die gingen fort und fort / und änderten mit Quälen / den erstbewohnten Ort; / sie zogen hin und wieder, / ihr Kreuz war immer groß, / bis dass der Tod sie nieder / legt in des Grabes Schoß.

7. Ich habe mich ergeben / in gleiches Glück und Leid; / was will ich besser leben / als solche großen Leut? / Es muss ja durchgedrungen, / es muss gelitten sein; / wer nicht hat wohl gerungen, / geht nicht zur Freud hinein.

8. So will ich zwar nun treiben / mein Leben durch die Welt, / doch denk ich nicht zu bleiben / in diesem fremden Zelt. / ich wandre meine Straße, / die zu der Heimat führt, / da mich ohn alle Maße / mein Vater trösten wird.

9. Mein Heimat ist dort droben, / da aller Engel Schar / den großen Herrscher loben, / der alles ganz und gar / in seinen Händen träget / und für und für erhält, / auch alles hebt und leget, / wie es ihm wohlgefällt.

10. Zu dem steht mein Verlangen, / da wollt ich gerne hin; / die Welt bin ich durchgangen, / dass ich’s fast müde bin. / Je länger ich hier walle, / je wen’ger find ich Freud, / die meinem Geist gefalle; / das meist ist Herzeleid.

11. Die Herberg ist zu böse, / der Trübsal ist zu viel. / Ach komm, mein Gott, und löse / mein Herz, wenn dein Herz will; / komm, mach ein seligs Ende / an meiner Wanderschaft, / und was mich kränkt, das wende / durch deinen Arm und Kraft.

12. Wo ich bisher gesessen, / ist nicht mein rechtes Haus. / Wenn mein Ziel ausgemessen, / so tret ich dann hinaus; / und was ich hier gebrauchet, / das leg ich alles ab, / und wenn ich ausgehauchet, / so scharrt man mich ins Grab.

13. Du aber, meine Freude, / du meines Lebens Licht, / du ziehst mich, wenn ich scheide, / hin vor dein Angesicht / ins Haus der ewgen Wonne, / da ich stets freudenvoll / gleich wie die helle Sonne / mit andern leuchten soll.

14. Da will ich immer wohnen / - und nicht nur als ein Gast - / bei denen, die mit Kronen / du ausgeschmücket hast; / da will ich herrlich singen / von deinem großen Tun / und frei von schnöden Dingen / in meinem Erbteil ruhn.