ROBERT GERNHARDT
Ballade von der Lichtmalerei
Leg etwas in das Licht und schau,
was das Licht mit dem Etwas macht,
dann hast du den Tag über gut zu tun
und manchmal auch die Nacht:
Sobald du den Wandel nicht nur beschaust,
sondern trachtest, ihn festzuhalten,
reihst du dich ein in den Fackelzug
von Schatten und Lichtgestalten.
Die Fackel, sie geht von Hand zu Hand,
von van Eyck zu de Hoch und Vermeer.
Sie leuchtete Kersting und Eckersberg heim
und wurde auch Hopper zu schwer.
Denn die Fackel hält jeder nur kurze Zeit,
dann flackert sein Lebenslicht.
Doch senkt sich um ihn auch Dunkelheit,
die Fackel erlischt so rasch nicht.
Sie leuchtet, solange jemand was nimmt,
es ins Licht legt und es besieht,
und solange ein Mensch zu fixieren sucht,
was im Licht mit den Dingen geschieht.
Sonderausstellung 4.09.2008 - 04.01.2009
Der Dichter und Schriftsteller, Maler und Zeichner
Robert Gernhardt (1937 - 2006) hat ein umfangreiches
und vielfältiges literarisches sowie bildnerisches
Gesamtwerk geschaffen.
Die Ausstellung „Die letzten Bilder“ zu
seinem 70. Geburtstag, konzipiert vom Caricatura Museum
für Komische Kunst in Frankfurt am Main, zeigt
mit rund 100 Arbeiten in sechs Bild-Text-Zyklen einen
Querschnitt aus dem Œuvre der frühen und der
letzten Jahre des Künstlers.
Zu sehen sind Bildgedichte und Bildgeschichten, Cartoons
und die Abenteuer von Schnuffi. Präsentiert werden,
wie Robert Gernhardt sie selbst nannte, „Bebilderungen“
zu Eckhard Henscheids komischem Roman Geht in Ordnung
– sowieso –- genau---, zu Gedichten von
Joachim Ringelnatz und zu den Sudelsprüchen von
Georg Christoph Lichtenberg, die er kongenial ins Bild
setzte. Die Ausstellung zeigt auch die von Robert Gernhardt
selbst gestalteten Bücher Septemberbuch und Montaieser
Bestiarium. In der Technik der Pastellmalerei bebilderte
er eigene Gedichte, die hier zum ersten Mal im Original
präsentiert werden können.
Robert Gernhardts bildnerisches und literarisches Gesamtwerk
ist geprägt durch die Parallelität und Durchdringung
von Hochkunst und Hochkomik. Ernst, Komik und Reflektion
bestimmen diese virtuose poetische und künstlerische
Produktion. Für die Bebilderung von Eckhard Henscheids
komischem Roman hat Robert Gernhardt nicht die komische
Zeichnung gewählt, sondern illustrierte ihn mit
Kreidezeichnungen von Landschaften, Interieurs und Stillleben.
Robert Gernhardt erhielt für sein schriftstellerisches,
theoretisches und bildkünstlerisches Schaffen zahlreiche
Auszeichnungen, u. a. den Bert-Brecht-Preis, den Joachim-Ringelnatz-Preis,
den Heinrich-Heine-Preis und den Wilhelm Busch-Preis.
Von seinen Vorlesungsreihen an deutschen und ausländischen
Universitäten sind besonders die Poetik-Vorlesung
an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt
am Main und die Heinrich Heine-Gastprofessur an der
Heinrich Heine-Universität der Stadt Düsseldorf
zu nennen.
Günter
Grass-Haus
Forum für Literatur und Bildende Kunst
Glockengießerstraße 21
23552 Lübeck
01.01.-31.03. | Di-So | 11-17 Uhr
01.04.-31.12. | Mo-So | 10-17 Uhr |