Sonja
Vollmer
Raum
der Verzeitlichung
Zeit in Verräumlichung
Die Skulptur - Das Haus befindet
sich in der Joachimstraße in Neumünster und wurde 1897
erbaut. Seit mehreren Jahren wird das Gebäude mit Hilfe von
Bewässerung, Bepflanzung und Witterung abgebaut.
Die Basis für den beabsichtigten
Zerfall ist das Wasser, es spült den Mörtel aus den Fugen,
im Winter sprengt der Frost das Mauerwerk, Tür- und Fensterstürze
fallen herunter und ganze Wände kippen um. Aufgrund der natürlichen
Baustoffe der alten Bauweise ist alles biologisch abbaubar. Holz
verrottet und Backstein wird zu Staub.
Dieser Anblick bringt Konflikte
mit Nachbarn und Behörden hervor.
Sichtbarer Verfall ist nicht attraktiv, deshalb verlieren die angrenzenden
Häuser an Wert, (Broken-Window-Theorie). Das Haus wird zum
Schandfleck des Viertels. Die Ruine hat keine Funktion mehr für
die Menschen. Sie befindet sich in einem Zustand des absoluten Chaos,
ist unübersichtlich und niemand hat mehr die Kontrolle.
Das Haus | die Skulptur
wird subjektiv zur Bedrohung.
Die Behörden forderten für
das Haus eine Statik, jedoch ist das Gebäude so weit zerfallen,
dass es eine Formel benötigt, die das Chaos berechnet. Der
Statiker soll demnach rechnerisch bestätigen, dass ein unkontrollierbares
Chaos nicht ertragbar ist
„Ästhetisierung des
Stadtbildes“
Diese Skulptur als Ruine fragt nach
dem Sinn der gesellschaftlichen Konvention, nach dem Schön
und Gepflegt und dem Ursprung des großen Bedürfnisses
nach einer bestimmten Ästhetik und Reinheit. Das gesellschaftliche
System gibt genau definierte Regeln und Gesetze vor, wie ein Mensch
zu sein und zu leben hat. Wer von diesem „Subjektentwurf“
abweicht, wird als Gegenstand degradiert, der nicht im vorgegebenen
Schema funktioniert (so werden auch Tiere oft nur als Gegenstand
ohne Seele in unseren Gesetzen behandelt).
Die Bürokratie wiederum versucht
durch Ordnungsverfügungen und Zwangsgeldern das Mittel der
Angst einzusetzen, die den Menschen dazu bringen soll, die definierte
„Ordnung“ aufrecht zu erhalten bzw. wieder herzustellen,
die Verbreitung von Angst wird als Kontrollinstrument missbraucht,
Angst konstitutiv für gesellschaftliche Ordnung. Der Subjektentwurf
wird geformt, wie er vorgegeben ist. Als Einzelner ist man scheinbar
nahezu machtlos.
Zitat:
„Die Disziplinarinstitutionen haben eine Kontrollmaschinerie
hervorgebracht, die als Mikroskop des Verhaltens funktioniert; ihre
feinen analytischen Unterscheidungen haben um die Menschen einen
Beobachtungs-, Registrier- und Dressurapparat gebaut, der es ermöglicht,
dauernd alles zu sehen.“ (224) „Überwachen und
Strafen“ Michel Foucault
Louis Guillaume Le Roy, niederländischer
Architekt, "Öko-Pionier", Prof. für experimentelle
Umweltgestaltung beschreibt in „Natur ausschalten - Natur
einschalten“ die stadtplanerischen Phänomene, die eine
lebendige urbane Kultur ausmachen. Sein letztes Projekt symbiotischer
Stadtplanung, „Stiftung ZEIT“ weist neue Gestalt-Wege
auf.
Wie Le Roy ist auch Sonja
Vollmer eine Grenzüberschreiterin, sie mischt sich ein und
schafft mit ihrer RuinenSkulptur urbane Kultur-Räume.
Sonja Vollmer
Gadelander Straße 179a
24539 Neumünster
Tel: 0178 7829503
sonja [at] beatshock.com
www.beatshock.com
Helmut
Preller
DAMIT
DER UNTERDRÜCKER
NICHT AM DRÜCKER
BLEIBT
20m lang und 3,70m hoch –
Die Installation "Klage- und Gedenkmauer" des Künstlers
und Schriftstellers Helmut Preller erinnert vom 13. August 2009
bis 9. November 2009 an die Täter und Opfer an der damaligen
Innerdeutschen Grenze.
Die Ereignisse um den Ex-Bürgermeister
Michael Heinze in Schön-berg, Mecklenburg, die zu behandelnden
Wahlen von 2009 und 2004, der Umgang Schönbergs mit seiner
Geschichte, haben mich auch als Künstler bewegt, weitere Impulse
für die Aufarbeitung zu setzen und die begleitenden Umstände
in der Stadt zu interpretieren.
Diese symbolischen „Mauer“
kann Gelegenheit geben, Erfahrungen, Gedenken, Fragen, Mahnungen
etc. öffentlich zu machen und zur Sprache zu bringen –
Fragen zu stellen, Zeitzeugenberichte zu geben.
Teil des künstlerischen Beitrags
wird in einem Buchprojekt „Aufarbeitung einer Grenzregimentsstadt“
behandelt werden – Schönberg als Beispiel der Aufarbeitung
und innerdeutscher Wandlungen. Schönberg hat eine besondere
Verantwortung als ehemalige Garnisonsstadt für das Grenzregiment6
im Grenzkommando Nord und der VEB Mülldeponie Schönberg.
Der Prozess der Aufarbeitung ist
gerade erst in Gang gesetzt worden. Die Installation der "Mauer"
will diesen Prozess weiter anregen und in Gang halten, Widerspruch
erwecken und den sprachlosen Mut machen, ihre Rechte als „mündige
Bürger“ wahr zu nehmen und sich einzumischen.
Dokumentation unter:
http://www.fas-schoenberg.com/13august/
Helmut
Preller
gründete 2006 die Freie Akademie Schönberg,
die nun das "Projekt Deutsche Einheit"
vom 20jährigen Jahrestag des Mauerfalls 2009
bis zum 50jährigen Jahrestag des Mauerbaus 2011
insLeben gerufen hat:
Motto "Auferstanden aus Ruinen"
In dem ehemaligen Hotel mit Festsaal ist viel Raum
dieses gesamtdeutsche Langzeitprojekt zu realisieren.
www.fas-schoenberg.com
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