13. August 2009 bis 13. August 2011

                                                             DIE AUSSTELLUNG

                                                            | Sonja Vollmer | Helmut Preller |

 




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Sonja Vollmer

Raum der Verzeitlichung
Zeit in Verräumlichung

Die Skulptur - Das Haus befindet sich in der Joachimstraße in Neumünster und wurde 1897 erbaut. Seit mehreren Jahren wird das Gebäude mit Hilfe von Bewässerung, Bepflanzung und Witterung abgebaut.

Die Basis für den beabsichtigten Zerfall ist das Wasser, es spült den Mörtel aus den Fugen, im Winter sprengt der Frost das Mauerwerk, Tür- und Fensterstürze fallen herunter und ganze Wände kippen um. Aufgrund der natürlichen Baustoffe der alten Bauweise ist alles biologisch abbaubar. Holz verrottet und Backstein wird zu Staub.

Dieser Anblick bringt Konflikte mit Nachbarn und Behörden hervor.
Sichtbarer Verfall ist nicht attraktiv, deshalb verlieren die angrenzenden Häuser an Wert, (Broken-Window-Theorie). Das Haus wird zum Schandfleck des Viertels. Die Ruine hat keine Funktion mehr für die Menschen. Sie befindet sich in einem Zustand des absoluten Chaos, ist unübersichtlich und niemand hat mehr die Kontrolle.

Das Haus | die Skulptur
wird subjektiv zur Bedrohung.

Die Behörden forderten für das Haus eine Statik, jedoch ist das Gebäude so weit zerfallen, dass es eine Formel benötigt, die das Chaos berechnet. Der Statiker soll demnach rechnerisch bestätigen, dass ein unkontrollierbares Chaos nicht ertragbar ist

„Ästhetisierung des Stadtbildes“

Diese Skulptur als Ruine fragt nach dem Sinn der gesellschaftlichen Konvention, nach dem Schön und Gepflegt und dem Ursprung des großen Bedürfnisses nach einer bestimmten Ästhetik und Reinheit. Das gesellschaftliche System gibt genau definierte Regeln und Gesetze vor, wie ein Mensch zu sein und zu leben hat. Wer von diesem „Subjektentwurf“ abweicht, wird als Gegenstand degradiert, der nicht im vorgegebenen Schema funktioniert (so werden auch Tiere oft nur als Gegenstand ohne Seele in unseren Gesetzen behandelt).

Die Bürokratie wiederum versucht durch Ordnungsverfügungen und Zwangsgeldern das Mittel der Angst einzusetzen, die den Menschen dazu bringen soll, die definierte „Ordnung“ aufrecht zu erhalten bzw. wieder herzustellen, die Verbreitung von Angst wird als Kontrollinstrument missbraucht, Angst konstitutiv für gesellschaftliche Ordnung. Der Subjektentwurf wird geformt, wie er vorgegeben ist. Als Einzelner ist man scheinbar nahezu machtlos.

Zitat:
„Die Disziplinarinstitutionen haben eine Kontrollmaschinerie hervorgebracht, die als Mikroskop des Verhaltens funktioniert; ihre feinen analytischen Unterscheidungen haben um die Menschen einen Beobachtungs-, Registrier- und Dressurapparat gebaut, der es ermöglicht, dauernd alles zu sehen.“ (224) „Überwachen und Strafen“ Michel Foucault

Louis Guillaume Le Roy, niederländischer Architekt, "Öko-Pionier", Prof. für experimentelle Umweltgestaltung beschreibt in „Natur ausschalten - Natur einschalten“ die stadtplanerischen Phänomene, die eine lebendige urbane Kultur ausmachen. Sein letztes Projekt symbiotischer Stadtplanung, „Stiftung ZEIT“ weist neue Gestalt-Wege auf.

Wie Le Roy ist auch Sonja Vollmer eine Grenzüberschreiterin, sie mischt sich ein und schafft mit ihrer RuinenSkulptur urbane Kultur-Räume.

Sonja Vollmer
Gadelander Straße 179a
24539 Neumünster
Tel: 0178 7829503
sonja [at] beatshock.com
www.beatshock.com


Helmut Preller

DAMIT DER UNTERDRÜCKER
NICHT AM DRÜCKER BLEIBT

20m lang und 3,70m hoch –
Die Installation "Klage- und Gedenkmauer" des Künstlers und Schriftstellers Helmut Preller erinnert vom 13. August 2009 bis 9. November 2009 an die Täter und Opfer an der damaligen Innerdeutschen Grenze.

Die Ereignisse um den Ex-Bürgermeister Michael Heinze in Schön-berg, Mecklenburg, die zu behandelnden Wahlen von 2009 und 2004, der Umgang Schönbergs mit seiner Geschichte, haben mich auch als Künstler bewegt, weitere Impulse für die Aufarbeitung zu setzen und die begleitenden Umstände in der Stadt zu interpretieren.

Diese symbolischen „Mauer“ kann Gelegenheit geben, Erfahrungen, Gedenken, Fragen, Mahnungen etc. öffentlich zu machen und zur Sprache zu bringen – Fragen zu stellen, Zeitzeugenberichte zu geben.

Teil des künstlerischen Beitrags wird in einem Buchprojekt „Aufarbeitung einer Grenzregimentsstadt“ behandelt werden – Schönberg als Beispiel der Aufarbeitung und innerdeutscher Wandlungen. Schönberg hat eine besondere Verantwortung als ehemalige Garnisonsstadt für das Grenzregiment6 im Grenzkommando Nord und der VEB Mülldeponie Schönberg.

Der Prozess der Aufarbeitung ist gerade erst in Gang gesetzt worden. Die Installation der "Mauer" will diesen Prozess weiter anregen und in Gang halten, Widerspruch erwecken und den sprachlosen Mut machen, ihre Rechte als „mündige Bürger“ wahr zu nehmen und sich einzumischen.

Dokumentation unter:
http://www.fas-schoenberg.com/13august/

Helmut Preller

gründete 2006 die Freie Akademie Schönberg,
die nun das "Projekt Deutsche Einheit"
vom 20jährigen Jahrestag des Mauerfalls 2009
bis zum 50jährigen Jahrestag des Mauerbaus 2011
insLeben gerufen hat:
Motto "Auferstanden aus Ruinen"
In dem ehemaligen Hotel mit Festsaal ist viel Raum
dieses gesamtdeutsche Langzeitprojekt zu realisieren.

www.fas-schoenberg.com